FITNESSMYTHEN ENTLARVT
LEKTION 24 MEILENSTEIN 4
FITNESSMYTHOLOGIE
Das große Thema Muskelkater. Warum es bei diesem Phänomen immer noch so viele Falschaus- sagen gibt, kann ich mir nicht erklären. Selbst in Büchern von hochdekorierten Sportmedizinern, die Profisportler betreuen und es eigentlich bes- ser wissen müssten, findet man tatsächlich noch die aussage, dass Muskelkater eine Übersäue- rung der Muskulatur ist und Milchsäure dafür ver- antwortlich ist. Auf Englisch heißt es zwar auch „sore muscles“, aber das nach „sauer“ klingende Wort bedeutet eher schlimm, oder wund. Ein für alle Mal.
Muskelkater ist keine Übersäuerung.
Es ist ein zeitlich verzögerter Dehnungsschmerz, der entsteht, wenn sich durch eine unbekannte oder ungewohnte Belastung, kleinste Mikrorisse (Mikrotraumen) in der Muskulatur bilden. Dabei kommt es nicht nur unbedingt auf die Intensität der Belastung an. Auch Treppensteigen, Bergablaufen
oder Fensterputzen eignen sich vorzüglich, um einen Muskelkater auszulösen.
Dabei geht es nur um die unbekannte Bewegung, nicht, dass man zu viel gemacht hat. Durch die kleinen „Risse“ sickert Flüssigkeit in die Muskulatur. Zusammen mit kleinen Entzündungen, die mit dem Heilungsprozess einher gehen, schwillt der Muskel an und drückt irgendwann auf die sich außen am Muskel befindenden Nerven. Meistens dauert das ca. 48 Stunden.
Das ist auch der Grund, warum der Muskelkater oft erst am 2. Tag kommt. Ein Dehnungsschmerz ist es, weil der Muskel sich ausdehnt (anschwillt), wenn er mit Flüssigkeit vollläuft. Wo wir beim nächsten Thema wären.
Überlege einmal selbst: würdest du einen mit (Mikro-) Rissen durchzogenen Muskel dehnen? Wenn man an Rissen dehnt, werden sie größer!
Dehnen hilft nicht um Muskelkater zu verhindern!
Ich höre einige Verfechter schon wieder „DOCH!“ schreien. Es ist ein Mythos. Es kann sein, dass Du keinen Muskelkater bekommen hast am nächsten Tag, aber es lag nicht daran, dass Du dich gedehnt hast. Eine Hilfe ist es, die Durchblutung anzuregen, z.B. durch Wärme wie eine heiße Dusche, oder Badewanne oder Sau- nieren. Auch von Massage würde ich abraten. Das kann die Mikrotraumen und damit den Muskelkater auch noch vergrößern.
Nein, leider hilft Dir Magnesium auch nicht.
Zumindest nicht bei Muskelkater. Magnesium wirkt, um nicht zu wissenschaftlich zu werden, spannungshemmend auf die Muskulatur. Das be- deutet, dass ein Muskel nicht so doll verkrampft, wenn er erschöpft ist. Somit kann Magnesium Krämpfen vorbeugen, aber nicht einem Muskel- kater.
Körpergröße - 100 = Normalgewicht. Unsinn.
Außer du bist Soldat und lebst noch im 19. Jahr- hundert. Dr. Albert Broca entdeckte, dass Solda- ten im Schnitt so schwer waren wie ihr Körpergröße in cm - 100. Daraus eine Allerweltformel für das Normalgewicht zu machen ist sportwissenschaftlich quatsch.
Zumal die Formel nochmal erweitert wurde mit „minus 10 %“ bei Männern und „minus 15%“ bei Frauen, um das Idealgewicht zu ermitteln. Der Herr Broca ist übrigens bereits 1880 gestorben. Seine π x Daumen For- mel hat bis heute überlebt. Ich traf sie das letzte mal auf einer Grillfeier im Sommer.
Der Junge Mann wollte mir weis machen, dass er mit 1,85m noch 5kg abnehmen muss, um auf sein Ideal- gewicht von 75 kg zu kommen. Als ich ihn fragte, was er denn meine, was ich wiege, konnte er sei- nen Augen nicht trauen als ich ihm sagte, dass ich 90kg wiege mit 1,79m.
Er hatte auch keine richtige Antwort parat, auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, wie ich denn mit 69 kg aussehen würde. Aber in Ihm wuchs der Gedanke, dass er vielleicht nicht Recht hatte.
Nach 18:00 Uhr nichts mehr Essen finde ich auch sehr interessant. Ich arbeite in der Regel bis 20:00 Uhr. Wobei ich zwischen 17:00 und 19:00 Uhr Sport mache. Das würde in meinem Fall bedeuten, dass ich meine letzte Mahlzeit schon gegen 16:00 Uhr zu mir nehmen müsste.
Für den Körper ist es uninteressant, wann man isst. Es kommt auf die Gesamtkalorienanzahl an. Sicherlich ist es sinnvoll, über Nacht eine möglichst lange Zeit nichts zu essen, um dem Körper Ruhe zu geben, aber jeder Tagesablauf ist anders. Jemand, der Nachtschicht hat, sollte zu anderen Zeiten essen, als Jemand, der Früh- schicht hat. Genieße dein Abendessen ohne schlechtes Gewissen. Achte eher darauf, was du isst.
Das Frühstück ist keine wichtige Mahlzeit.
Ich muss immer wieder zur Natur des Menschen zurück kommen. Ein Steinzeitmensch, wäre nie- mals auf die Idee gekommen im tiefen Winter, morgens im Dunkeln auf die Jagd zu gehen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen.
Ein Steinzeitmensch hätte ausgeschlafen, gewartet bis es draußen hell ist und wäre dann zur Jagd gegangen. Je nach dem, wann er erfolgreich war, hätte es auf dem frühen Nachmittag etwas zu Essen gegeben.
Denn noch einmal. Früchte wachsen nicht im Winter, auch kein Getreide. Es ist kein Problem das Frühstück weg zu lassen. Wenn man sich den Rest des Tages ausgewogen ernährt hat, so hat der Körper genügend Reserven, um sich sowohl körperlich als auch geistig zu betätigen.